soziale Attribute

Anders als die meisten vorhin aufgezählten körperlichen Merkmale wie Chromosomen oder Gonaden, die für Laien ja meistens nicht zu sehen sind, spielen soziale Attribute auch im alltäglichen Umgang mit anderen Menschen eine wichtige Rolle. Manche sind sogar direkt erkennbar wenn wir uns auf der Strasse begegnen. Oft wird die Kombination aus all diesen Attributen „soziales Geschlecht“ genannt, als Übersetzung des englischen Wortes „gender“.
Unter soziale Attribute zählen das Ausdrucksgeschlecht, das amtliche Geschlecht, sprachliche Dinge und die Geschlechterrolle.

Ausdrucksgeschlecht

(Englisch „gender expression“)
Wenn man einem Menschen auf der Strasse begegnet, dann orientiert man sich meistens am Ausdrucksgeschlecht der Person. Hierzu zählt zum Beispiel Frisur und Kleidung der Person, sowie Sprechweise und Körperhaltung, aber auch Stimmlage, Körperbau, Gesichtsstruktur, Körperbehaarung etc. Es sind also teilweise körperliche Dinge, aber das Ausdrucksgeschlecht wird auch sehr stark von Verhalten und Geschmack beeinflusst.
Viele dieser Attribute gelten als geschlechtsspezifisch, das heisst sie werden im Alltag fast nur bei einem bestimmten Geschlecht akzeptiert. So sind Röcke fast ausschliesslich Frauen vorbehalten und gelten als „feminin“, während Bärte fast nur an Männern akzeptiert werden und daher als „maskulin“ gelten.
Manche Attribute hingegen gehen für alle Geschlechter. Hosen tragen ist zum Beispiel heute nicht mehr geschlechtsspezifisch, zumindest im Alltag. Zu bestimmten Anlässen (zB Tanzveranstaltungen) aber immer noch.
Eine Person, die aufgrund solcher Attribute nicht eindeutig als Frau oder Mann eingeordnet werden kann, wird oft als „androgyn“ bezeichnet.

Amtliches Geschlecht

Das amtliche oder juristische Geschlecht ist das, was im Ausweis oder im Pass steht. Bei den meisten Menschen ist es das gleiche wie das was bei der Geburt zugewiesen wurde. In den meisten europäischen Ländern gibt es dafür nur „männlich“ und „weiblich“, während andere Länder auch noch „anderes“ zulassen.
In vielen Ländern ist es unter verschiedenen Bedingungen möglich, das amtliche Geschlecht zu ändern. Seit 2013 gibt es in Deutschland unter bestimmten Umständen die Möglichkeit, den Geschlechtseintrag einfach leer zu lassen.

Sprachliche Dinge

Die deutsche Sprache ist sehr geschlechtlich. Das zeigt sich zum Beispiel in der Anrede („Herr“ oder „Frau“, in England wurde neben „Mr.“ und „Mrs.“ das neutrale „Mx.“ eingeführt), in bestimmten offiziellen und halboffiziellen Bezeichnungen wie „Mutter“ bzw. „Vater“ oder „Lehrer“ bzw. „Lehrerin“ und bei Pronomen wenn wir über andere Leute sprechen („sie“ und „er“ sind gut bekannt, es gibt auch neue Erfindungen wie „xier“ oder „lon“, in Schweden wurde „hen“ offiziell eingeführt).

Manche dieser Wörter richten sich nach dem amtlichen Geschlechtseintrag, im Alltag gehen wir oft nach dem Aussehen. Aber die beste Herangehensweise ist es, einfach zu fragen was denn richtig ist. Die Person weiss es selbst meistens am besten!

Geschlechterrolle

Geschlechterrollen sieht man weniger direkt, und in unserer Gesellschaft lösen sie sich mehr und mehr auf. Es handelt sich um verschiedene Verhaltensweisen und Eigenschaften, die für die Geschlechter „männlich“ und „weiblich“ akzeptiert bzw. abgelehnt werden. Beispielsweise gilt Weinen als unmännlich, während Raufen als unweiblich wahrgenommen wird. Männern werden eher technische und mathematische Talente zugerechnet, und Frauen eher soziale und geisteswissenschaftliche.
Manche Verhaltensweisen sind an sich nicht einem Geschlecht zugeordnet, sondern lediglich in ihrer Ausprägung, so ist Fernsehen im Prinzip nicht „männlich“ oder „weiblich“, aber bestimmte Fernsehprogramme sind es schon.

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